La Giuditta
Eine Horrorszene: Die schöne Judith zückt das blanke Schwert und schlägt dem schlafenden Krieger Holofernes den Kopf ab, nachdem sie ihn verführt hat. Seit Caravaggio diese Bluttat theatralisch-barock auf die Leinwand bannte, ließ die junge jüdische Witwe mit dem Mut der Verzweiflung die Menschen nicht mehr los. Der sizilianische Komponist Alessandro Scarlatti etwa hat ihr gleich zwei Vertonungen gewidmet. Die zweite von 1697 bündelt den Blick auf die drei Hauptpersonen – wie Caravaggios Gemälde. Um ihre Heimat vom Terror zu befreien, vollendet Judith ihre Mission, gegen die Bedenken ihrer Amme. Sie verführt Holofernes, und der mächtige Feldherr schmilzt angesichts der schönen Frau dahin; Scarlattis Musik zeigt den Krieger als Mann mit menschlichen Schwächen. Aber wer könnte auch einem Schlaflied wie »Dormi, o fulmine di guerra« widerstehen? Alessandro Scarlatti steht hier auf der Seite der Frauen, die mit ihren eigenen Waffen kämpfen – bis hin zum kaltblütigen Mord. Im brodelnden Neapel des Barock schuf der Komponist ein Kammerspiel von Verführung und Tod – für drei Sänger, Streicher und basso continuo, mit hinreißend schönen Arien und dramatischen Duetten.
Uraufführung Staatstheater Wiesbaden 2017
Regie: Chris Pichler, Musikalische Leitung: Christian Rohrbach | Ensemble Concerto Grosso.
SängerInnen: Radoslava Vorgic | Christian Rathgeber | Hyemi Jung
Pressestimmen
Immer listiger wirkt Judith, immer menschlicher Holofernes. Diese Entwicklung arbeiten die Inszenierung und die ausgezeichneten Darsteller geschickt heraus. Fein geht die Regie auf die Musik ein. Besonders interessiert hat die Regisseurin die Frage was mit Giuditta nach dem Mord passiert.
(FAZ)
Mit viel Beifall bedacht, hatte Chris Pichlers Inszenierung des Scarlatti-Oratoriums „La Giuditta“ am Wiesbadener Staatstheater Premiere. Ist Mord an einem Gewalttäter erlaubt, um Menschenleben zu retten? Regisseurin Chris Pichler stellt diese Fragen neu in ihrer szenischen Umsetzung des 1697 komponierten Oratoriums. Dazu versetzt Pichler die Handlung an einen der heutigen Kriegsschauplätze.
(Neue Presse)
Rund 90 Minuten dauert die Inszenierung von Chris Pichler und lässt keine Wünsche übrig.
(Schreibwollf)
Ausschnitte
Fotos
© Paul Leclaire